.
.:bootlab:.
bootlab e.v. gerichtstr 65 13347 berlin/germany bootlab at bootlab dot org mission --> events --> projects --> members --> 2008 --> 2007 --> 2006 --> 2005 --> 2004 --> 2003 --> 2002 --> 2001 --> 2000 --> >>43characters >> --> "north avenue club" --> gemeinsam utube gucken (test event) --> nerd-prostitution --> speaking books --> the oil of the 21st century --> screenings --> open source tools in design education --> radio bar --> radiobar --> amerikanische botschaft --> in absentia --> pirate cinema --> reboot.fm --> bar im radio --> attachment --> copy cultures --> bootlab raum 3 --> kino raum 3 --> real --> last tuesday --> This project has been funded with support from the European Commision. |
<-- back Sonntag, 20. März 2005, 21:00 Uhr Pirate Cinema Berlin Ziegelstrasse 20 ca. 21:30 Uhr Nico Icon (Susanne Ofteringer) 1995, 70 Minuten ca. 22:40 Uhr I'll Be Your Mirror (Nan Goldin) 1996, 50 Minuten davor + danach Chelsea Girls (Andy Warhol) 1966, 210 Minuten -------------------------------------------------------------------------------- Falls Sie nicht wissen, warum Sie am Sonntag kommen sollten, dann kommen Sie doch bitte wegen einer ganz bestimmten Szene aus "Nico Icon", in der, mehr noch als eine aussergewöhnliche Person, eine aussergewöhnliche persönliche Geschichte oder das aussergewöhnliche persönliche Vermögen, seine Unterscheidungsfähigkeit nicht zu verlieren, ein besonderer gesellschaftlicher Zustand sichtbar wird, das zugleich historische, tatsächliche und mögliche Zusammentreffen besonderer gesellschaftlicher Bedingungen, die für das Zustandekommen aussergewöhnlicher Geschichten, also nicht-entfremdeten Lebens, Grundbedingungen waren, sind oder wären. Susanne Ofteringer hat jemanden aufgetrieben, der Carlos heisst, 1960 in Paris mit Nico befreundet war, zum ersten Mal auf einer Strasse, mit Hund, also als Clochard gezeigt wird, und der, während er in einer schäbigen Wohnung sitzt, die ihm vermutlich nicht einmal gehört, und Rotwein trinkt, den offensichtlich Susanne Ofteringer bezahlt hat, über den Vater von Nicos Sohn sagt: "Er war zu vulgär für sie. Alain Delon war der Sohn eines Fleischers. Und das ist er immer noch. Seine Familie hat verkauft, was du hier mitgebracht hast: Würste. Wenn du in so etwas hineingeboren wirst, dann bleibst du immer ein Wurstverkäufer." Später stellt jemand, der nicht im Bild zu sehen ist, Nico, 1986 in Barcelona, die vollkommen idiotische Frage, ob sie etwas bereue, und Nico antwortet: "Nein, ich bereue nichts. Nur, dass ich nicht als Mann, sondern als Frau geboren wurde. Das bereue ich." - und wenn Nan Goldin dann, noch später, zu Beginn von "I'll Be Your Mirror", sagt: "Ich habe meine Freunde nie als Männer gesehen, die sich als Frauen verkleiden, sondern als etwas völlig anderes, ein drittes Geschlecht, das plausibler war als die beiden anderen." - dann ist da, wie auch in ihren Fotos, ein Fortschritt zu sehen. Wo, in "I'll Be Your Mirror", kein Fortschritt zu sehen ist, sondern am Ende eher doch bloss eine auf ihre jeweiligen Territorien zurückgeworfene Grossfamilie von Freunden, wird zumindest deutlich, warum nicht: weil sie zu spät nach New York gezogen sind, um Andy Warhol zu treffen, dafür aber gerade rechtzeitig, um an AIDS zu sterben. Und später der BBC, die den Film mit Nan Goldin zusammen gedreht hat, auf den Leim zu gehen, die nicht nur für den Schnitt, der am laufenden Band irgendwelche Kreise sich schliessen macht, verantwortlich ist, sondern auch für den Soundtrack, den wir, was der Vorteil an "Pirate Cinema" ist, zumindest phasenweise ausblenden oder auswechseln können. Die Frage, wie man einen biografischen oder autobiografischen Film macht, also wie man ein Leben zeigt, von dem sich ja nicht notwendigerweise auf Kinderfotos, in der elterlichen Wohnung oder im Gespräch mit ehemaligen Liebhabern etwas abbildet, von dem man aber doch, wenn man einen Film macht, bereits einen bestimmten bildlichen Eindruck hat, den man irgendwie sichtbar machen müsste, kann weder "Nico Icon" noch "I'll Be Your Mirror" beantworten. Als Nico nach New York zieht, fährt die Kamera über die Manhattan Bridge nach Manhattan und filmt, links, das World Trade Center. Als Nan Goldin nach New York zieht, fährt die Kamera über die Williamsburg Bridge nach Manhattan und filmt, rechts, das Empire State Building. Die Frage wäre also, zum Beispiel, ob es nicht noch eine dritte Möglichkeit gäbe, von der Brooklyn Bridge, der George Washington Bridge oder dem Holland Tunnel abgesehen, zu zeigen, wie jemand nach New York zieht, vielleicht sogar warum, oder was sich in diesem Moment ändert. Was aber, im Vergleich zu den Kinderfotos, elterlichen Wohnungen und ehemaligen Liebhabern, vor allem aber angesichts der Musik, unter der man die wenigen Bilder, die einem einfallen, meist gleich wieder begräbt, noch der mit Abstand unproblematischste Fall ist. -------------------------------------------------------------------------------- () () () () >< >< >< >< piratecinemaberlin piratecinemalondon piratecinemarome piratecinemacopenhagen 2004 2004 2004 spring2005 () () () () >< >< >< >< piratecinemaköln piratecineman.y.c. piratecinemamunich cinémapirateàparis spring2005 summer2005 summer2005 fall2005 <-- back |