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<-- back The Scene Episodes 1-5, 2004-2005, 78 min, 224 MB www.welcometothescene.com Teh Scene Episodes 1-5, 2005, 86 min, 459 MB www.welcometotehscene.com Vorfilm: Burn Hollywood Burn Version 2.0 for Mac OS X 10.4 Tiger 2003-2005, 1 min, 14 MB, www.a-clip.net Sonntag, 24. Juli 2005, 20:30 Uhr Pirate Cinema Berlin, Ziegelstrasse 20 S Oranienburger Strasse, U Oranienburger Tor free entry cheap drinks bring a blank CD -------------------------------------------------------------------------------- Nach einem Jahr Pirate Cinema ist es vermutlich gestattet, Sie einmal mit einer eher allgemeinen Weisheit zu behelligen. Unter all dem, was, in welcher Kunst auch immer, gerade neu ist (und das ist ziemlich viel), lässt sich all das, was wirklich interessant ist (und das ist nicht so viel), am einfachsten an einer bestimmten Abwehrreaktion des jeweils Alten erkennen: dieses spezielle Neue nämlich sei repetitiv, dilettantisch, plagiaristisch, einfallslos, ungesund und ohnehin nur eine Sache pubertärer Jugendlicher mit gestörtem Sozialverhalten. "The Scene" ist, in diesem Sinne, unser interessantestes Programm seit ungefähr Weihnachten (www.piratecinema.org/screenings/20041226), der seltene Glücksfall einer Serie, die nicht nur inhaltlich - wer Genre und Thema bestimmen wollte, müsste von der ersten "Soap über Filmpiraterie" sprechen - eine der zur Zeit aufregendsten Spielarten elektronischer Langeweile behandelt, sondern dabei auch noch formal - und zwar ganz offensichtlich eher wegen der Abwesenheit als wegen des Vorhandenseins irgendeines formalen Anspruchs - genau jenen Punkt trifft, an dem Computer-Stumpfsinn und Avantgarde-Film zusammenfallen: "The Scene" spielt nämlich von der ersten bis zur letzten Minute auf einem Windows XP Desktop (in Chat-Programmen, Instant-Messaging-Clients und Browser-Fenstern) und dürfte damit das erste wirklich populäre Stück Netzkino sein, das vollständig erfüllt, was schon seit längerem eine unserer dringendsten Forderungen an den digitalen Film wäre: dass die Rede von den "Desktop Movies" - ursprünglich von Apple bei der Einführung des G4-Prozessors lanciert: all das, was mal ein Filmstudio war, passt jetzt in einen Laptop (und all das, was mal Dokumentarfilm war, sieht seitdem aus, als wäre es das Ergebnis eines Final Cut Tutorials) - wörtlich genommen, also missverstanden gehört: dass es um Filme ginge, die auf jenem Desktop, auf dem sie entstanden sind, auch tatsächlich spielen; die ihre digitalen Produktionsbedingungen (nicht nur Ideologie und Praxis des Non-Linear Video Editing according to Apple, sondern auch das generalisierte Multitasking der digitalen Kommunikation, die um das Schnittprogramm herum stattfindet) statt zu verstecken, was ohnehin schwierig ist, sichtbar machen würden, was sehr viel einfacher wäre, da die Umgebung, der Desktop, das wirkliche Leben, ja meist nur höchstens zwei Pixel vom Rand des Films entfernt liegt und es nur eines einzigen minimalen Schwenks bedürfte, um das digitale Kino zu einem selbstreflexiven, kritischen und avancierten Medium zu machen, das in der Lage wäre, zu zeigen, vor welchem technischen Hintergrund das, was zu sehen ist, zu sehen ist. Und dann gleich noch ein weiterer Glücksfall: "The Scene" geriet im Frühjahr ins Visier der Szene selbst und schliesslich ins Zentrum einer komplett paranoischen und zugleich mindestens ebenso interessanten Verschwörungstheorie, die nicht nur tolle Prosa (siehe z.B. www.slashdot.org/comments.pl?sid=142798&cid=11964958) hervorgebracht hat, sondern mittlerweile sogar ein Rip-Off namens "Teh Scene": eine Kinderzimmer-Produktion, deren Urheber sich - wunderbarerweise - nicht auch nur eine Sekunde damit aufhalten, ein irgendwie authentischeres Bild der Szene herzustellen, sondern ihre im Überfluss vorhandene jugendliche Energie an das genaue Gegenteil verschwenden: die bizarrsten Vorstellungen über das wahre Leben der Filmpiraten und Filesharer nämlich noch auf die Spitze zu treiben. So dass wir unserem jungen Helden beispielsweise dabei zusehen können, wie er den Inhalt eines Rucksacks voller VHS-Kassetten, auf denen noch nicht mal drauf ist was draufsteht, vom Fernseher abfilmt und an seinem Windows-PC mit Fake-Mac-GUI zu einem High-Quality-10-DVD-Release komprimiert, während sich - derart stilsicher, dass sämtliche PR-Experten und Ausstatter Hollywoods sofort hinschmeissen könnten - ein Product Placement ans andere reiht. Wirklich ganz grosse Klasse. Zur Feier des Tages schliesslich haben wir noch ein Remake des Videos "Burn Hollywood Burn" (was ein 1-Minuten-Clip aus dem Jahr 2003 und, ebenfalls, ein Desktop Movie über Filmdownloads und Filesharing ist) hergestellt, d.h., genauer gesagt, das Betriebssystem, das in dem Video zu sehen war (Max OS X 10.2), auf den neusten Stand (10.4) gebracht - einerseits, weil das Upgraden von Desktop Movies an sich schon eine Idee mit einem gewissen Nerd-Appeal sein dürfte, und andererseits, weil sich am Beispiel von "Burn Hollywood Burn" vorführen lässt, wie echte Hacker Desktop Movies herstellen würden: nicht, wie "The Scene", mit einem Screen-Capture-Tool, sondern, wie es sich gehört, mit einem Shell Script. -------------------------------------------------------------------------------- () >< pirate cinema berlin www.piratecinema.org <-- back |