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<-- back Sunday, April 8, 8 pm Pirate Cinema Berlin Tucholskystr 6, 2nd floor The Trap - What Happened to Our Dream of Freedom Adam Curtis, 2007 3 x 60 min, 3 x 600 MB 8:30 pm: Part 1 - Fuck You Buddy 9:30 pm: Part 2 - The Lonely Robot 10:30 pm: Part 3 - We Will Force You to Be Free Free entry Cheap drinks Copies to go -------------------------------------------------------------------------------- "The ultimate political goal at the heart of our age is the idea of individual freedom. In Britain, our government has set out to create a revolution that will free individuals from the control of old elites and bureaucracies. A new world where we are free to chose our lives, not be trapped by class or income into predestined roles. And abroad, in Iraq and Afghanistan, Britain and America have set out to liberate individuals from tyranny. For those leading it, it is just a first step in a global revolution for democracy. But if one steps back and looks at what has resulted, it is a very strange kind of freedom. The attempt to liberate people from the dead hand of bureaucracy has lead to the rise of a new and increasingly controlling system of management, driven by targets and numbers, while governments, committed to creating freedom of choice in all areas, have actually presided over a rise of inequalities and a dramatic collapse in social mobility. The consequence has been a return of the power of class and privilege. And abroad, the attempt to create democracy has lead not just to bloody mayhem, but a rejection of the American-led campaign to bring freedom. And it has summoned up an anti-democratic, authoritarian Islamism. This, in turn, has helped inspire terrorist attacks in Britain itself. In response, the government has dismantled long-standing laws designed to protect our freedom. This is a series of films about how this strange, paradoxical world came to be created." -------------------------------------------------------------------------------- Zwei oder drei Dinge zu finden, die man an den Filmen von Adam Curtis ganz grundsätzlich auszusetzen haben könnte, fällt nicht allzu schwer: sicher die - leider weniger, als man zunächst annehmen könnte, bloss rhetorisch oder taktisch motivierte - politische Naivität ihres Regisseurs, die im Extremfall genau jenes diffuse Gefühl bedient, das üblicherweise "Globalisierungskritik" genannt wird; vermutlich auch ihre generelle Tendenz, psychologische Erklärungen ökonomischer Vorgänge ökonomischen Erklärungen psychologischer Vorgänge vorzuziehen und dabei der Macht der Ideologien, deren Kritik sie zum Ziel haben, zu sehr zu vertrauen; vielleicht auch der - allerdings in der Natur der Sache liegende - Umstand, dass die Geschichten, die sie erzählen, von mächtigen Männern ziemlich überbevölkert sind. Was man Adam Curtis aber eher nicht vorwerfen kann, ist, dass er einfach Dokumentarfilme machen würde, so wie gegenwärtig Dokumentarfilme gemacht werden: indem man nämlich nach bestimmten Keywords durchgescannte Originaltöne oder Interviewfetzen entlang eines vorher festgelegten Spannungsbogens mit ein paar Aussenaufnahmen und jeder Menge Musik zu einer Erzählung zusammenkleistert, die nichts dokumentiert ausser der völligen Ideenlosigkeit ihrer Autoren und nicht selten, obwohl ihr Medium ja Film sein soll, ohne ein einziges Bild auskommt. Adam Curtis arbeitet für die BBC und hat Zugang zu deren Archiven, in denen er so viel Zeit mit dem Ansehen und Kopieren von Fernsehbildern verbringt, dass er nur ungefähr alle zwei oder drei Jahre mit einem Film herauskommt (zuletzt hier: www.piratecinema.org/screenings/20050109), der dann aber immer zugleich auch ein Musterbeispiel ist für einen möglichen produktiven Umgang mit einer Institution, dem Fernsehen, und einer Ressource, dem Archiv. Da er die Geschichte nämlich schon geschrieben hat und aus dem Off erzählt - und im Grunde erzählt er immer die gleiche: die jener seltsamen Wendung, die die westliche Weltgeschichte gegen 1970 genommen zu haben scheint, als, vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise, die Liberalisierung, Individualisierung und Deregulierung der Lebensverhältnisse statt die relativ weit verbreiteten Hoffnungen auf soziale Revolution oder politischen Fortschritt zu erfüllen den sich schon bald rasch beschleunigenden Übergang in einen völlig neuen gesellschaftlichen Aggregatszustand möglich machten, in dem sämtliche politischen Forderungen der 60er Jahre genau falsch erfüllt waren und der, auch wenn Adam Curtis ihn nie explizit so nennt, mit "kontrollgesellschaftlich" am besten auf den Begriff gebracht wäre - hat er die Bildspur frei für Bilder, die im besten Fall nicht nur assoziativ der Erzählung folgen, sondern zu einer Art Strom des gesellschaftlichen Fernsehunterbewussten anwachsen, in dem die übliche Trennung zwischen dokumentarischen und fiktionalen Bildern, die das Fernsehen normalerweise zu einem solchen Missvergnügen macht, fast vollständig aufgehoben ist. Ein interessanter, wenn auch unbeabsichtigter Nebeneffekt dieser zwar nicht einzigartigen, aber doch eher selten über eine relativ lange Strecke derart konsequent durchgehaltenen Vorgehensweise besteht darin, dass die letzten Filme von Adam Curtis nach ihrer Erstausstrahlung durch die BBC nicht etwa in aller Welt als DVD veröffentlicht, sondern stattdessen ins Internet Archive oder auf YouTube hochgeladen werden - denn die Rechte an den verwendeten Bildern und Tönen zu klären, wäre eine Aufgabe, die selbst die sprichwörtlich unerschöpflichen Ressourcen der BBC hoffnungslos überstiege. Dass seine Filme daher relativ frei verfügbar sind - die drei Teile von "The Trap" liefen erst am 11., 18. und 25. März, sind aber längst weltweit verbreitet - mag zu ihrer Beliebtheit beigetragen haben; besonders Linke jedoch - die dieser Gruppe gemeinhin aufgrund geteilter Meinungen anzugehören glauben statt mittels geteilter Techniken - mögen Adam Curtis meist aus den falschen Gründen: weil er vermeintlich komplexe Filme über angeblich wichtige politische Themen mache - obwohl er doch, und zwar über komplexe Themen, die er selbst nur selten genau benennt, politische Filme macht, deren Politizität nichts mit den persönlichen Ansichten ihres Regisseurs zu Kapitalismus, Kontrolle und Terror zu tun hat, sondern allein in einem Umgang mit Bildern besteht, der zumindest sowas wie Spurenelemente sichtbar werden lässt von einer Idee, warum und auf welche Weise man nochmal Fernsehen machen sollte - was ja nicht auf der Hand liegt, und was eine Sorte von Idee ist, deren generelle Abwesenheit zur Aufrechterhaltung von Kapitalismus, Kontrolle und Terror mehr beiträgt als das grundsätzliche Vorhandensein kritischer Stimmen in Dokumentarfilmen zu deren Abschaffung. -------------------------------------------------------------------------------- () >< pirate cinema berlin www.piratecinema.org <-- back |