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<-- back Freitag, 7. August, 9 Uhr, Neukölln Sonntag, 9. August, 16 Uhr, Kreuzberg Anbei zwei Veranstaltungshinweise für das Wochenende. Der erste für Neukölln morgen früh um 9 Uhr (Details unter https://syndikatbleibt.noblogs.org), wo zum denkbar unpassendsten Zeitpunkt der Räumungstitel gegen eine Kneipe vollstreckt werden soll, und der zweite am Sonntagnachmittag von 16 bis 18 Uhr in Kreuzberg 36, wo ein paar Freunde Bargeld einsammeln, USD oder EUR, das ein anderer Freund in der nächsten Woche nach Beirut bringen wird (Details gern per e-mail). Wir sind ziemlich fest davon überzeugt, dass diese beiden Veranstaltungen in einem Zusammenhang stehen. Es wäre zumindest relativ schwer zu glauben, dass jemand care und cash für grösstenteils Unbekannte in Beirut übrig hat, gleichzeitig aber tatenlos dabei zusieht, wie der Berliner Senat (zzt. SPD, Die Grünen, Die Linke) sein neues Konzept zur Stadtendwicklung durchsetzt: nämlich mitten in einer Pleiten- und Leerstandswelle - von den Wellen des Virus mal ganz abgesehen - ausgerechnet Buchläden, Jugendzentren und Kneipen räumen zu lassen. Wenn zu wenige kommen, werden die, wie am letzten Samstag, von der Polizei zusammengeschlagen und vertrieben. Aber wenn genug kommen, und es fehlt noch an "Normies", dann wird das eine friedliche... naja, Revolution sicher nicht. Bloss ein kleiner Etappensieg gegen die Desasterpolitik der Regierenden in Berlin. Am Freitagmorgen geht es - denn das ist bloss eine relativ normale Kneipe unter ziemlich vielen - nicht nur um das Syndikat, sondern ums Prinzip. Eins ist jedenfalls sicher: international solidarity begins at home.(*) Wer mit sich selbst und mit der eigenen Nachbarschaft zu sorglos umgeht, dem werden am Ende die Resourcen fehlen, um sich auch noch für andere aus dem Fenster lehnen zu können. (Berufstätige, Mittellose und Kranke sind natürlich entschuldigt.) Im Anhang noch ein bisschen mehr Prosa zu beiden Veranstaltungen. Da wir gerade keine Zeit haben, copypasten wir das mal direkt aus der Welt der sogenannten "social media", in denen einer unserer Piraten schon seit einiger Zeit unter Pseudonym ein geheimes Doppelleben führt. (Er hört bald auf, er hat's mehrfach versprochen! Er hat sogar sein Abschieds-Posting schon seit Monaten fast fertig. Aber so ist 2020 eben: Wer de facto nichts zu tun hat, kommt oft zu nichts.) Es geht dabei zumindest peripher auch um die Frage der Bilder; daher hoffen wir, dass auch die Cineasten unter unseren Abonnenten uns unseren kurzen Abstecher ins Kampagnenwesen gern verzeihen. Zum Kino folgt in Kürze mehr. (*) siehe auch: https://rolux.org/emaf2020/for_you.pdf -------------------------------------------------------------------------------- 1. August 2020 Ich finde ja, wenn es gegen den Faschismus geht, und darum geht es schon auch zur Zeit, dann konnte man heute getrost zu Hause bleiben. Vielleicht wertet man Coronaleugner ja zu sehr auf, indem man sich ihnen entgegenstellt. Ich habe sogar schon von Leuten gehört, die sich am Rande solcher Demos mit ziemlich üblem Nazigedankengut infiziert haben. Rechte kapieren Viren nicht. Okay. So what. Wenn es gehen den Faschismus geht, dann fände ich es weitaus sinnvoller, ab der nächsten Woche die Räumungen von Kneipen, Buchläden und Jugendzentren zu verhindern. Denn dass es irgendeine Notwendigkeit gäbe, im August 2020 auch nur irgendwen auf die Strasse zu setzen - dazu noch Initiativen, deren Beitrag zur Verbesserung der derzeit relativ desaströsen sozialen Situation völlig ausser Frage steht - das kann mir echt beim besten Willen niemand erklären. -------------------------------------------------------------------------------- 6. August 2020 > Wer hat verlässliche Hinweise, was geht? Ich habe null verlässliche Hinweise, was geht - bloss ein paar gute Freunde dort, die zzt. sicher Wichtigeres zu tun haben, als auf social media ihre Freude darüber zu sharen, dass sie alle noch am Leben sind. Meine Freunde sind nun auch keine Hafenarbeiter. Aber noch gefährlicher als eine Explosion ist natürlich der Fallout einer Explosion, und der trifft, wenn auch in unterschiedlicher Härte, alle. Was "die Bilder aus Beirut" so schwer zu erfassen macht, zumindest für mich, ist ja auch, dass Beirut eine so elend lange und zum Teil auch ziemlich tragische Geschichte der Zerstörung hinter sich hat (der Bürgerkrieg, die Lastwagenbomben, usw.), und du an einem guten Tag in Beirut ja auch durchaus mal den Eindruck haben konntest: kaputt steht Beirut ganz gut. (Zumindest im Vergleich zu der endlosen und nutzlosen Wüste an Highrise-Trash, die unter Hariri hochgezogen worden ist: das war ja auch Zerstörung.) Und die Schockwelle einer 2.5 Kilotonnen Ammoniumnitrat-Explosion gehört sicher auch zum Schlimmsten, was passieren kann, diesseits von Nuklearwaffen, und es sieht auch schlimm aus: mehr wie Atom- als wie Autobombe. Die grotesk katastropische 2020er Eskalation eines Bildes, das wir ja im Grunde alle schon kannten. Und jetzt steht da schon wieder eine Skyline ohne Fensterglas. (Was "das Schlimmste" ist, das ist natürlich schwer zu sagen. Das Schlimmste ist ja immer irgendwie right here right now. Es hätte natürlich noch irgendwas mit Chemie dazukommen können, das wäre dann richtig übel geworden. Ich finde, du hast recht, was das "vergleichen/relativieren" angeht. Es lässt sich über unterschiedliche Sachen sprechen, ohne dass dabei ein Ranking entsteht, oder das eigene Privileg - dass einem selbst nicht so viel um die Ohren fliegt normalerweise - zum Problem wird. Und "dass wir auf Bergen von nuklearem Sprengstoff sitzen" stimmt natürlich auch. Die halbe Welt hat in den 80er ihren Giftmüll vor Beirut im Meer versenkt, iirc. Das ist auch alles noch ziemlich am Blubbern.) Aber gut, das sind bloss die Bilder. Was das "Was tun?" angeht, bin ich selbst ein bisschen ratlos. Denn die Frage stellte sich am Tag vor der Explosion ja auch schon. In Beirut ist eine Menge kaputtgegangen in den letzten 10 Jahren, und seit dem Krieg in Syrien nochmal in verschärfter Form, und seit Corona nochmal in verschärft verschärfter Form. Ich hab den Aljazeera-Screenshot von relativ kurz nach der Explosion mal aufgehoben, weil: die drei Items unten, das reicht ja eigentlich schon.(*) Eine Sache, die ich persönlich tun kann, von der ich weiss, dass sie Freunden in Beirut hilft, auch wenn sie es kaum spüren werden, ist: selber die Ruhe zu bewahren und nicht in Aktionismus zu verfallen. Aber, siehe oben, das will ich jetzt null ausspielen gegen oder vergleichen mit praktischer Hilfe. Insofern ist mein Kommentar hier bloss ein längliches: Ich weiss es auch nicht. Aber was Rasha Salti sagt, das stimmt auf jeden Fall: jetzt nicht auch noch der Regierung Geld spenden. Edited to add: Nochmal ganz praktisch zu "was geht": Was geht, ist, Exil-Beiruterinnen in Berlin, die du direkt oder über Bande kennst (und denen du vertraust), US-Dollars zu geben, und die schaffen das Geld dann nächste Woche nach Beirut. Die sagen nämlich zu Recht auch: ausgerechnet jetzt darauf zu setzen, dass irgendwer in den nächsten Wochen grössere Mengen Bargeld - dazu noch aus dem Ausland! - aus einer Bank in Beirut wird ziehen können, wäre ziemlich naiv. (*) https://piratecinema.org/images/20200804.jpg -------------------------------------------------------------------------------- () >< pirate cinema berlin www.piratecinema.org <-- back |